Selbstverständnis

Landwirt*innen auf der ganzen Welt wirtschaften auf unterschiedlichste Weise und ernähren so die Menschheit. Landwirtschaft mit Ackerbau und Viehzucht ist damit die Grundlage fast aller Kulturen auf der Erde. Doch jede Form der Landwirtschaft ist auch mit tiefen Eingriffen in Ökosysteme verbunden.

Um mit dem steigenden Bedarf an landwirtschaftlichen Erzeugnissen mitzuhalten, hat sich eine boden- und ressourcenintensive Landwirtschaft entwickelt, die auf umfangreiche Inputs in Form von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln setzt. Dies hat einen hohen Anteil an vielen aktuellen ökologischen Problemen, wie dem Rückgang der Artenvielfalt oder der Belastung des Grundwassers. Die Probleme der ressourcenintensiven Landwirtschaft werden sich außerdem durch die Herausforderung des Klimawandels, etwa Wetterextreme oder Bodenversalzung, in Zukunft noch verschärfen.

In Europa arbeiten trotz EU-Subventionen viele Betriebe an der Grenze der Wirtschaftlichkeit, immer weniger Landwirt*innen finden Hofnachfolger*innen für ihre Betriebe. Auch im Saatgut-, Dünger-, Pflanzenschutz- und Agrartechnikmarkt beobachten wir eine zunehmende Konzentration auf wenige Großunternehmen.

Gleichzeitig den ökologischen und gesellschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden, den wachsenden Produktionsbedarf bei weniger Inputs zu decken und Landwirt*innen eine wirtschaftliche Perspektive zu geben, ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit.

Über die Lösungsmöglichkeiten all dieser Probleme gehen die Meinungen weit auseinander.

Einige umwelt- und nachhaltigkeitsbewusste Menschen kritisieren seit langer Zeit den Einsatz vieler moderner technologischer Methoden in der Landwirtschaft. Aus teilweise berechtigten Bedenken ist inzwischen leider an vielen Stellen ein undifferenzierter Populismus entstanden, der Ängste schürt und den wissenschaftlichen Erkenntnisstand schon lange nicht mehr berücksichtigt.

Mit der oft pauschalen Ablehnung moderner Agrartechniken handeln so am Ende viele umweltbewusste Menschen gegen ihre eigenen Ziele und Interessen.

So könnten zum Beispiel neue gentechnische Methoden und digitale Technologien (etwa maschinelles Lernen oder Agrarrobotik) bei verantwortungsbewusster Nutzung inzwischen das Potenzial bieten, die Landwirtschaft ökologisch und ökonomisch nachhaltiger und sozial gerechter zu machen. Eine Verwirklichung dieses Potenzials im Sinne der Nachhaltigkeitsziele ist von stark von sozio-ökonomischen Faktoren und politischen Rahmenbedingungen abhängig.

Letztere müssen für jede Technik sicherstellen, dass diese dem Wohle der Menschen, Tiere und ihrer Umwelt dient und keine einseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeiten erzeugt.

Insbesondere müssen Regulierungen dafür sorgen, dass neue Techniken nicht allein wenigen großen Agrarkonzernen zur Verfügung stehen oder dazu beitragen, globale Ungerechtigkeit zu verschärfen. Vielmehr müssen die Ergebnisse öffentlich finanzierter Forschung, aber auch die Innovationskraft von StartUps und kleinen bis mittelständischen Unternehmen genutzt werden, um einerseits die ökologische Verträglichkeit der Landwirtschaft zu erhöhen und andererseits die sichere Versorgung aller Menschen mit gesunden Nahrungsmitteln zu gewährleisten.

Wenn über die Nutzung von moderner Technologie in der Landwirtschaft diskutiert wird, finden oft nur die großen Agrarkonzerne auf der einen, und ablehnende Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen auf der anderen Seite Gehör.

Eine solche Debatte konstruktiv zu führen,  erfordert Information. Ergebnisoffen und transparent mögliche Anwendungen, gesetzliche Regulierungsmöglichkeiten und Patentierung von Agrartechnologie zu thematisieren, ist zwingend notwendig. Dies sollte unter Einbindung aller relevanten Akteur*innen und auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und den Grundsätzen der Forschungsfreiheit geschehen. Wir setzen uns daher für eine neue Diskussionskultur ein, in der wir uns über die Risiken und Bedenken, wie auch die Potenziale und Hoffnungen respektvoll austauschen.

Wir wollen eine Plattform bieten für Alle, die die Agrarwende zu einer sozial und ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft mit dem neuesten Stand von Wissenschaft und Technik umsetzen wollen.

Wir verstehen uns als Dialogplattform, auf der neue Ideen zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft geteilt und diskutiert werden können. Dafür wollen wir Landwirt*innen, Forscher*innen, Aktivist*innen, Verbraucher*innen, Unternehmer*innen und Politiker*innen zusammenbringen und ihnen die Möglichkeit geben, die Debatte mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, Erfahrungen aus der Praxis und progressiven Perspektiven zu bereichern.