Progressive Ernährungswende

Dies ist der Prolog der Serie Progressive Ernährungswende.

Agrarwende bedeutet auch Ernährungswende, denn Produktion und Konsum sind untrennbar miteinander verknüpft. Was wir konsumieren bestimmt, was wir produzieren – und umgekehrt. Die zentrale Bedeutung dieser Wechselwirkung geht in den momentanen Diskussionen über unsere Ernährung und Landwirtschaft zu oft unter. In diesem Prolog soll es deshalb um diese Wechselwirkung gehen, bevor ich in jeder der kommenden Folgen dieser Serie  jeweils ein Lebensmittel der Zukunft entdecken möchte. Denn auch Ernährungswende kann progressiv gedacht werden: Statt um Verzicht und Einschränkung kann es um nachhaltigen Konsum durch spannende neue Produkte gehen!

Große Herausforderungen

Kaum etwas ist in der öffentlichen Wahrnehmung momentan so präsent, wie das oft diffuse aber deutliche Gefühl, als Gesellschaft an einem Wendepunkt zu stehen. Dinge werden plötzlich offensichtlicher und greifbarer. Dinge, auf die wir seit Jahrzehnten eingeschworen wurden und deren Ankündigung schon so lange zum Grundtenor unserer Zeit gehören, dass wir uns vielleicht schon zu sehr daran gewöhnt hatten. Die Biodiversität schwindet rasant, das Klima verändert sich, unberührte Natur weicht immer weiter zurück. Auch wenn wir es  in unserer alltäglichen Umwelt nicht immer unmittelbar erfahren, führen uns u. a.  Luftaufnahmen das ganze Ausmaß unseres globalen Wirkens eindrucksvoll vor Augen 1. Es fällt uns immer schwerer es zu verdrängen, weil es sich uns immer stärker aufdrängt: Unser global immer weiter wachsender Wohlstand hat seinen Preis. Was ihre Ernährung betrifft, möchte diese bis 2050 auf etwa zehn Milliarden Menschen anwachsende Weltgemeinschaft 1) ausreichend nahrhafte Lebensmittel zur Verfügung haben, 2) dabei nicht noch mehr natürliche Ökosysteme in landwirtschaftliche Flächen umwandeln und 3) die Emission von Treibhausgasen, Nitrat und anderen potenziell schädlichen Stoffen minimieren. Das sind erreichbare, aber hochgesteckte Ziele. Es hat nichts mit Panikmache zu tun, wenn man feststellt: 2050 ist jetzt echt nicht mehr so lange hin…

Potenzial zum Wandel

Als Gesellschaft haben wir unsere Ziele also eigentlich längst klar definiert. Sogar global, denn die Vereinten Nationen haben sie in Form der „Sustainable Development Goals“ auf die Agenda weltweiten Handelns gesetzt2. Jetzt muss der nächste Schritt sein, den Weg dahin so sinnvoll und so schnell wie möglich zu gestalten. Was dabei Hoffnung machen darf: noch nie war unser Potenzial so groß, dies auch zu erreichen. Angefeuert mit der aus dem Untergrund abgezapften Energie aus fossilen Rohstoffen transformieren wir in einer gewaltigen Materialschlacht die Oberfläche unseres Planeten und sogar seine Atmosphäre, in einem manchmal fast atemberaubenden Ausmaß. Das kann einerseits Angst machen (vor allem, wenn es so melodramatisch umschrieben wird), sollte uns aber auch vor Augen führen: dasselbe gestalterische Potenzial könnten und sollten wir für eine Transformation hin zur nächsten Zivilisationsstufe nutzen: Einer Welt mit einer auf Kreisläufen basierenden Wirtschaft, die einer sozial und ökologisch komplett nachhaltigen Gesellschaft dient, eingebettet oder doch wenigstens umgeben von sich regenerierenden Ökosystemen. Den hinter uns liegenden Prozess zum jetzigen Zustand der Welt als rein negativ zu beschreiben, verkennt nicht nur all seine Errungenschaften, sondern auch dieses Potenzial zum Wandel. Noch nie ging es so vielen Menschen auf der Welt so gut wie heute3. Uns stehen dank unseres Fortschritts ein ganzes Arsenal unterschiedlichster sozialer, kultureller, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Errungenschaften und Erkenntnisse, zahlreiche neue Verfahren und Technologien zur Verfügung. Und dazu so viele gut ausgebildete Mitdenker und potenzielle Anwender all dieser Werkzeuge wie nie zuvor4. Wann also, wenn nicht jetzt, sollte die Menschheit in der Lage sein, die anstehenden Herausforderungen zu meistern?

Progressive Ernährungswende

Die „Grüne Revolution“ der Landwirtschaft hat mit der Überführung wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis und der damit erreichten Ertragssteigerung den Hunger weltweit zurückgedrängt. Und auch wenn immer noch viel zu viele Menschen auf der Welt hungern oder mangelernährt sind und es seit einigen Jahren wieder alarmierende Rückschläge gibt5, zeigen die Zahlen der vergangenen hundert Jahre einen eindeutigen und steilen Trend der Verbesserung6. Und kein Hunger, das bedeutet eine geringere Sterblichkeitsrate, mehr Bildung, mehr Frieden und legt damit die Grundlage für stabile Gesellschaften7. Auf der anderen Seite hat diese stark intensivierte Produktion von Nahrungsmitteln bisher ein großes Problem: sie läuft Gefahr, sich ihrer eigenen Grundlagen zu berauben indem sie natürliche Ressourcen und Systeme überbeansprucht. Wer eine dieser zwei Seiten derselben Medaille ignoriert, kann keine wirkliche Wende einläuten: Man kann die nötige Nachhaltigkeit nicht erreichen, indem man so tut, als könne man die Zeit zurückdrehen und den Ertrag einfach auf ein vorindustrielles Niveau senken. Genauso wenig kann man so tun, als könne man die Zeit anhalten und in Zukunft so weiter machen wie bisher, also Ertragssteigerungen weiterhin auf Kosten der Ressourcen kommender Generationen erzeugen. Der Blick muss stattdessen nach vorne gerichtet sein, nicht nur was anstehende Probleme, sondern auch was deren Lösung angeht.

Während wir uns in unserem Blog der Gestaltung einer progressiven Agrarwende vor allem auch von der Produktionsseite her nähern werden, möchte ich gleich zu Anfang unseres Projekts mit diesem Beitrag deutlich machen, dass die Konsumseite ebenso wichtig ist. Weder ist die nötige Agrarwende nur eine Sache der Landwirte, noch kann man die zurückliegende Entwicklung der Landwirtschaft losgelöst von unserer Ernährungsweise sehen. Weder ist es möglich oder erstrebenswert, sich „wie früher“ zu ernähren, noch können wir uns als Weltbürger in Zukunft so ernähren wie heute, wenn wir es mit unseren Zielen ernst meinen. Teil einer progressiven Agrarwende muss also eine ebenfalls progressive Ernährungswende sein.

Komplexität als Problem

Wie beim Begriff der Agrarwende gibt es natürlich unterschiedlichste Vorstellungen zur genauen Ausgestaltung einer Ernährungswende. Alle haben einen gemeinsamen Nenner: Es soll sich etwas ändern. Und zwar eben nicht nur an der Art und Weise wie wir Lebensmittel produzieren, sondern gleichzeitig auch an unserer Ernährungsweise. Denn Produktion und Nachfrage bedingen sich gegenseitig und im Falle des Ernährungssystems heißt das: Einerseits bestimmt die Nachfrage was produziert wird, andererseits bestimmen jedoch auch Verfügbarkeit, Preis und die Eigenschaften von Produkten, was gekauft wird. Den Schwarzen Peter wechselseitig den Produzenten („Produziert gefälligst nachhaltig, ihr tötet alle Insekten!“) oder den Konsumenten („Ihr kauft immer nur das billigste und wisst nicht mal, wo bei einer Kuh vorne und hinten ist!“) zuzuschieben, ignoriert diesen Zusammenhang und führt zu nichts. Alle müssen bereit sein, ihren Teil beizutragen. Und dabei kann sich niemand losgelöst vom gesamten System betrachten.

Wie also kann eine progressive Ernährungswende als Teil einer progressiven Agrarwende aussehen? Meine Hypothese: Ganz vielfältig. Wenn man etwas bei der bisherigen Suche nach den großen Stellschrauben für eine Umstellung des Ernährungssystems gelernt hat, dann doch wohl eins: Dass es sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gibt. Zu divers und zu sehr verwoben sind die landwirtschaftliche Produktion und die Lebensmittelwirtschaft miteinander und mit anderen Bereichen8, als dass mit einzelnen Justierungen an bestimmten Stellen große Änderungen erreicht werden könnten. Diese Erkenntnis scheint sich zwar in Fachkreisen mehr und mehr durchzusetzen, sie ist aber naturgemäß schwierig zu vermitteln und nicht gut für eingängige Überschriften und knappe Stellungnahmen geeignet. Aber ist es naiv zu fragen: Sollten wir nicht die Vorteile aus jedem Ansatz nehmen und danach streben, sie bestmöglich zu kombinieren? Stattdessen schimpfen die einen auf den großen Flächenbedarf des Ökolandbaus, die anderen auf die Nutzung von Technologie für nicht nachhaltige Praktiken9. Die einen proklamieren, Laborfleisch wäre niemals eine sinnvolle Alternative zu Fleisch, andere sprechen der Tierhaltung jeglichen Beitrag zu einer Lösung ab. Wieder andere rechnen vor, dass man niemals effizient Algen produzieren wird, statt aus der Unvorhersehbarkeit vergangener Technologiesprünge zu lernen. Mir leuchtet nicht ein, warum z. B. zwischen „weniger Fleisch essen“, „verbesserte Tierhaltung“, „so schnell wie möglich Alternativen entwickeln“ ein oder und nicht ein und stehen sollte.

Vielfalt als Lösung

Ein wichtiges Puzzleteil einer progressiven Ernährungswende können also neue Lebensmittel sein. Und da tummeln sich in letzter Zeit jede Menge neue und spannende Ansätze und Produktideen, die man ganz gut unter dem englischen Begriff food innovation zusammenfassen kann. Diese Ideen und daraus abgeleitete Produkte könnten uns dabei helfen, die Ernährung von morgen neu zu denken – und das fasziniert mich! Inzwischen steht dabei die Kombination von Innovation und Nachhaltigkeit immer öfter im Fokus. Mehr Nachhaltigkeit und weniger Ressourcenverbrauch sollen nicht mehr allein durch Verzicht und die Besinnung auf früher erreicht werden sondern durch neue, kreative und moderne Lösungen. Verstaubte Dogmen werden über Bord geworfen: Wieso sollte man nicht Flexitarier sein, statt gleich 100% Veganer? Wieso darf ein veganer Burger nicht nach Fleisch schmecken? Warum sollte man Insekten nicht essen dürfen? Ist Laborfleisch vegan? Durch diesen Ausbruch aus festgefahrenen Denkschienen und Definitionen haben diese Produkte das Potenzial eine viel größere Gruppe von Verbrauchern zu erreichen. Der Flexitarismus der Vielen könnte am Ende einen viel größeren Beitrag zu unseren Nachhaltigkeitszielen leisten als der bisherige Veganismus der Wenigen.

So vielfältig die geografische, wirtschaftliche und kulturelle Wirklichkeit in den verschiedenen Teilen dieser Welt ist, so vielfältig ist auch das Mosaik zukünftiger Proteinquellen. Dabei muss man das Ganze als großes Experimentierfeld betrachten, auf dem vieles ausprobiert und sich am Ende wahrscheinlich nur weniges durchsetzen wird. Und an diesem Experiment dürfen (und ich finde sollten) wir alle teilnehmen. Denn man kann noch so viel theoretisieren zur Nachhaltigkeit der Herstellung von Insekten oder der Akzeptanz von Laborfleisch – wirklich zeigen werden sich die Vorteile nur in der Praxis, mit einer Produktion im größeren Maßstab, der nötigen Nachfrage und einer Vielfalt an Produkten. Und da wir alle sehr verschieden sind und ganz unterschiedliche Dinge lecker finden, ist es doch umso besser, dass auch die Palette der Lebensmittel von morgen immer vielfältiger wird: Die eine isst einfach weniger Fleisch und stattdessen mehr Hülsenfrüchte, die andere schafft es durch den fleischähnlichen Veggieburger vom Rindfleisch loszukommen. Ein dritter merkt, dass Insekten gar nicht gruselig sind, sondern irgendwie nach Nuss oder Falafel schmecken und eine vierte wartet sehnlichst auf bezahlbares Laborfleisch, damit sie wieder mit gutem Gewissen Fleisch essen kann.

Als Anregung will ich in dieser Serie von Beiträgen einige der spannendsten Kandidaten für die ausgeschriebenen Stellen als unsere „Lebensmittel der Zukunft“ vorstellen. Vielleicht bringt es die eine oder andere auch auf die Idee, solche Lebensmittel mal zu probieren. Da die meisten Ernährungsexperten die Ernährung der Zukunft auf den Schlüsselnährstoff Protein herunterbrechen, werden diese Lebensmittel oft auch als alternative Proteinquellen bezeichnet. Auf der einen Seite sind Proteine essentiell für eine optimale körperliche Entwicklung und Ernährung, auf der anderen Seite ist die Produktion von für uns nahrhaftem Protein über Tierhaltung mit viel Aufwand und Ressourcenverbrauch verbunden10.

Proteinquellen der Gegenwart und Zukunft

Die wichtigsten Ressourcen, die die Produktion unserer Lebensmittel verbraucht, sind Energie, sauberes Wasser, saubere Luft und Phosphor. Es muss uns gelingen, diese Ressourcen irgendwann in Kreisläufen zurückzugewinnen bzw. regenerativ zu erzeugen. Bis es soweit ist, müssen wir den Verbrauch so gering wie möglich halten. Außerdem braucht der Anbau von Futter- und Lebensmittel Fläche, auf der andere Ökosysteme weichen müssen. Wie viel Fläche und Ressourcen für eine bestimmte Proteinquelle tatsächlich verbraucht werden, hängt von der Effizienz aller einzelnen Schritte bis hin zum Produkt ab.

Unser jetziges Ernährungssystem ist von einer großen Ineffizienz geprägt, u. a. verursacht durch Verluste (bei Anbau, Lagerung und Transport) und Verschwendung (weggeworfene Lebensmittel, Überkonsum)11. Vor allem auch die Produktion von tierischen Produkten kostet viel Ressourcen12. Wie effizient und nachhaltig ein Produktionssystems genau ist, hängt von zahlreichen Randbedingungen ab. In Industrieländern sind deshalb z. B. Verluste geringer, dafür die Verschwendung größer. In sich entwickelnden Ländern ist es umgekehrt. Stammt die verwendete Energie hauptsächlich aus fossilen Brennstoffen, hängt der Verbrauch direkt mit dem Ausstoß von Treibhausgasen zusammen, hat also Auswirkungen auf das Klima. An manchen Orten der Welt stehen jedoch regenerative Energien z. B. in Form von viel Sonne oder Wind günstig zur Verfügung. Der Faktor Wasser ist auch vielschichtig: In Regionen mit Wasserknappheit ist er ausschlaggebend, in wasserreichen Regionen hingegen zu vernachlässigen. Auf Flächen, die für Weidetiere und die Produktion von Futtermitteln oder Lebensmitteln genutzt werden, müssen natürliche Ökosysteme weichen. Doch wie sehr das zu Lasten von Biodiversität, Bodenqualität und CO2-Bilanz geht, hängt von der Art der Bewirtschaftung, der Fragmentierung der Landschaft und vielem anderen ab. Das alles gilt natürlich auch für neue Proteinquellen. Für jedes der neuen Lebensmittel in dieser Serie werde ich deshalb zwar aufführen, wo die prognostizierten Stärken und Schwächen liegen. Doch natürlich kann niemand mit Sicherheit voraussagen, wie viel effizienter oder nachhaltiger diese alternativen Proteinquellen wirklich sein werden. Was passiert, wenn wir Lebensmittelabfälle in großem Stil für die Fütterung von Insekten nutzen? Die Nachfrage nach Lebensmittelabfällen stiege wahrscheinlich an und damit ihr Preis, Biogasproduktion könnte also z. B. teurer und die Vermeidung von Lebensmittelabfällen  unattraktiver werden. Ist Laborfleisch nun gut oder schlecht für das Klima? Lohnen sich Algenreaktoren wirklich? Die Antwort muss fast immer lauten: „Es kommt darauf an, …“ oder „Das wird sich zeigen.“

Disclaimer & Teaser

Es soll in dieser Serie vorrangig um neue Lebensmittel gehen. Das soll nicht bedeuten, dass alle unsere jetzigen Lebensmittel nicht zukunftsfähig sind oder gemacht werden können. Zum Beispiel mithilfe von Durchbrüchen in der Pflanzenzüchtung, mit denen man Nutzpflanzen wieder ökologisch verträglicher machen kann. Neue, z. B. resistentere, Sorten könnten (hier) und werden (andernorts) eine große Rolle spielen. Wenn wir durch solche und andere Fortschritte mit weniger Input und mehr Biodiversität gleiche oder höhere Erträge und geringere Verluste erreichen, werden in der Folge auch Lebensmittel nachhaltiger (sogar Fleisch). Präzisere Züchtung kann zudem Pflanzen nahrhafter und verträglicher machen und sogar zum Tierwohl beitragen. Auch wenn ich bezweifle, dass Optimierungen des Status Quo alleine ausreichen werden, sind technologische Ansätze für nachhaltigeren Ackerbau und Tierhaltung ein wichtiger Teil der Lösung. Nicht zuletzt auch, weil viele der neuen Lebensmittel bzw. deren Herstellung mit diesen bestehenden Systemen verknüpft sein werden.

So. Nachdem ich in diesem Prolog versucht habe einigermaßen klarzumachen, worum es mir bei dieser Serie von Blogbeiträgen gehen wird, hier noch kurz ein Preview, was ich konkret vorhabe: ein mit hoffentlich interessanten Fakten und Denkanstößen gespicktes Gedankenexperiment dazu, wie unsere Ernährung in Zukunft aussehen könnte. In jeder Folge werde ich ein neues Lebensmittel bzw. eine Gruppe neuer Lebensmittel erkunden (Teaser: Insekten, Algen, mikrobielles Eiweiß und Fleisch aus Stammzellen sind sicherlich am Start). Dabei werde ich auch immer einige der spannendsten Produktideen und Start-ups zusammentragen. Das ein oder andere werde ich sogar selbst probieren und davon berichten. Am Schluss jeden Teils versuche ich einen Blick in die Kristallkugel in Form eines kurzen Zukunftsszenarios.

Den ersten Teil wird es voraussichtlich in drei Wochen geben (andere wollen ja auch noch zu Wort kommen). Und ziemlich sicher wird es um Insekten gehen 😉

Ich freue mich auf spannende Diskussionen!

Martin Reich

Einzelnachweise

  1. Im Berliner Museum für Naturkunde gibt es hierzu noch bis September eine Ausstellung mit großformatigen Luftaufnahmen. Fast schön anmutende Muster und Farben entpuppen sich als großflächige Transformationen von Landschaften und Schäden an Ökosystemen. https://www.museumsportal-berlin.de/de/ausstellungen/artefakte/
  2. https://sustainabledevelopment.un.org/
  3. Wie dieses „so gut wie nie zuvor“ konkret aussieht, legt u. a. Steven Pinker in seinem Buch „Aufklärung jetzt!“ umfangreich dar.
  4. Ein paar repräsentative Grafiken zum exponentiellen Wachstum vom Wissen unserer Gesellschaft in Form von Abschlüssen und Patenten finden sich hier: https://futureoflife.org/2015/11/05/90-of-all-the-scientists-that-ever-lived-are-alive-today/. Natürlich wird das Wissen immer kleinteiliger und man könnte anmerken, dass Abschlussarbeiten sich mit immer kleineren Fortschritten beschäftigen und viele Patente auch für wirklich unnötige Dinge angemeldet werden. Aber es steht wohl außer Frage, dass es heutzutage mehr gut ausgebildete Menschen gibt als je zuvor.
  5. http://www.fao.org/state-of-food-security-nutrition/en/
  6. https://ourworldindata.org/hunger-and-undernourishment
  7. Die „Grüne Revolution“ beginnt für mich spätestens mit der Anwendung von Justus von Liebigs Erkenntnissen in der Agrochemie. Also weit vor den 1960er Jahren, die seltsamerweise auch oft als Beginn der „Grünen Revolution“ definiert werden. Neben der Mechanisierung waren vor allem drei Schritte essentiell: Mit Anwendung von mineralischem Dünger wurde der Erkenntnis Rechnung getragen, dass Pflanzenwachstum durch mineralische Nährstoffe limitiert ist. Die Züchtung kleinerer Getreidekultivare sorgte dafür, dass diese mehr und größere Samen tragen konnten, ohne im Wind umzuknicken. Die Ausbringung von Herbiziden verhinderte, dass die Nutzpflanzen von anderen Pflanzen überwuchert wurden. Die Bedeutung dieser Perfektionierung des Ackerbaus für die Welternährung kann man gar nicht überschätzen. Diese unglaublich spannende und so wichtige Geschichte mit ihren viel zu unbekannten Helden kann man u. a. nachlesen in L. T. Evans Buch „Feeding the Ten Billion“, Cambridge University Press (meine Ausgabe ist von 1998, aber es gibt inzwischen aktualisierte Versionen).
  8. Gebt in der Bildersuche eurer Suchmaschine mal „global food system map“ ein, da gibt es einige Illustrationen die einem schnell klar machen: Viele der Diskussionen über Landwirtschaft und Ernährung, die wir in den Medien verfolgen können, gehen an dieser Komplexität doch völlig vorbei. Oder?
  9. Johannes Kopton hat diese unnötige Polarisierung und ihre unkonstruktiven Auswirkungen sehr gut in seinen Texten auf diesem Blog beschrieben. Die Ablehnung solcher Grabenkämpfe und von Lagerdenken begründen unsere Idee einer progressiven Agrarwende, in der die gesellschaftlichen Ziele und das Wohl der Menschen im Mittelpunkt stehen.
  10. Lang, C., Daniel, H., Birner, R. und Reich, M. 2017. Bioökonomie für eine nachhaltige Proteinversorgung – Zur Bedeutung tierischer Produkte und biobasierter Innovationen. Hintergrundpapier, Bioökonomierat. https://biooekonomierat.de/fileadmin/Publikationen/berichte/Hintergrundpapier_zur_Proteinproblematik_final.pdf
  11. Alexander, P., Brown, C., Arneth, A., Finnigan, J., Moran, D., & Rounsevell, M. D. (2017). Losses, inefficiencies and waste in the global food system. Agricultural systems, 153, 190-200. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0308521X16302384.
  12. Sehr anschauliche grafische Darstellungen der Ineffizienz bei der Umwandlung von Tierfutter in Fleisch finden sich u. a. in Shepon, A., Eshel, G., Noor, E., & Milo, R. (2016). Energy and protein feed-to-food conversion efficiencies in the US and potential food security gains from dietary changes. Environmental Research Letters, 11(10), 105002. https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/11/10/105002.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.